Montag, 16. Februar 2015

IS und die Medien


Ich bin mittelprächtig entsetzt, dass deutsche Zeitungen und weitere Nachrichtenmedien D'aesh / IS / ISIL / ISIS als Terrorgruppe / Terrormiliz / Terrorirsten bezeichnen. Die Wortwahl kann die Erzählung prägen, und in diesem Fall ist das eine Fehlprägung.

Wer genauer und mit kühlem Kopf sowie gemäßigtem Verlangen nach Welterklärung durch Vorurteilen hinschaut, der oder die wird etwas anderes sehen.

D'aesh ist eine infantile und asoziale Bürgerkriegspartei, die zusätzlich zu den normalen Bürgerkriegsgräueln auch noch einige vergleichsweise kleine Gräuel für Propaganda inszeniert. Diese infantile, asoziale Propaganda wiederum soll und tut  auch weitere infantile, asoziale Versager als Rekruten anlocken.
D'aesh ist zudem so unweise oder bis in die höchste Führungsebene undiszipliniert, dass sie ihren Extremismus bereits vor dem Sieg im Bürgerkrieg bzw. Bürgerkriegen (Libyen einbezogen) vorzeigt.
Erfolgreiche Bürgerkriegsparteien sind nicht so primitiv; sie binden die Mittelschicht und gemäßigte Bürger mit ein durch eine konsequente Verschleierung des Extremismus und zeigen ihr wahres Gesicht erst, wenn die Macht gesichert ist. Erst dann werden die Moderaten marginalisiert.


Man hat es im Nahen und Mittleren Osten also mit einer recht primitiven, großmäuligen Bürgerkriegspartei zu tun, deren Erfolg vermutlich nur ein Strohfeuer ist angesichts all ihrer strategischen Fehler.

Rückkehrer von dort haben sich wahrlich kein Ruhmesblatt verdient, aber Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung würde ich ihnen nicht vorwerfen. Sie waren vielmehr Mitglieder in einem bemerkenswert primitiven Bürgerkriegsparamilitär.


Ich frage mich allerdings, woher seitens unserer Medien das Verlangen kommt, ihre Geschichten mit dem Schlagwort "Terrorismus" aufzublähen.

Ein ähnliches Versagen gab es ja bereits 2001/2002, als die Al Kaida in Afghanistan durchgängig als Terroristen bezeichnet wurden, obwohl fast alle von ihnen dort vielmehr Paramilitärs waren, die den Taliban als eine mobile Reserve und Angriffstruppe dienten. Selbst ein berühmter und wichtiger  Selbstmordbombenangriff von Al Kaida auf einen Anführer der Nordallianz in 2001 konnte man nicht mit gutem Recht mehr als Terrorismus bezeichnen als japanische Kamikazeangriffe aus dem 2. Weltkrieg.

Die wichtige Unterscheidung zwischen Al Qaida der Bürgerkriegsmiliz* und Al Qaida der Handvoll echter Terroristen einschließlich OBL wurde nicht getroffen und das führte zu einer sinnlosen Ausweitung des globalen 'Antiterrrorkrieges', der wohl kaum zu rechtfertigen gewesen wäre, wenn die Regierungen den Bevölkerungen eingestanden hätten, dass nach den Terrorangrifen von 2001 weltweit ohnehin nur noch einige Dutzend echte Terrorführer und -ausführer in Al Kaida vorhanden waren.

Und nun wird schon wieder eine irreführende Erzählweise angewandt.

S O

*: Ein Gerücht besagt, dass der Name Al Qaida ("die Basis") ursprünglich ein Buch bezeichnete, in das sich diejenigen eintrugen, die sich in 1987/1988 OBL als Mujaheddin für den Kampf gegen die Sowjets anschlossen.